Diese Corona-Krise wird uns alle noch eine lange Zeit in Atem halten. Ganz besonders wird unsere Geduld und Toleranz auf eine starke Probe gestellt. Somit wird sehr wahrscheinlich nicht der Anfang das schwere sein, sondern die nächsten Wochen werden immer schwerer werden.
Und bei aller Ernsthaftigkeit, sollten wir das Lachen aber nicht verlernen.
Dazu fällt mir eine Geschichte ein, die sich vor rund 100 Jahren auf Fehmarn ereignet haben soll.
In Petersdorf gab es eine dreiklassige Schule, in der Kantor Kardell die Kinder in Deutsch, Erdkunde und Geschichte unterrichtete. Lehrer Möller war zuständig für Turnen und Werken und Fräulein … sowieso … für Englisch.
Nun wurde Fräulein … sowieso … krank und musste durch Kantor Kardell und Lehrer Möller ersetzt werden. Kantor Kardell übernahm Englisch und Lehrer Möller musste die Oberstufe mit den Konfirmanden in Deutsch unterrichten. Ihm kam die Idee, die Kinder nach Sinnsprüchen zu befragen. Sinnsprüche kennen ja alle. Und so trugen die Kinder vor.
Morgenstund hat Gold im Mund.
Müßiggang ist aller Laster Anfang.
Ohne Fleiß kein Preis.
Vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gestellt.
Alter schützt vor Torheit nicht.
Die Alten zum Rat, die Jungen zur Tat.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr.
Sich regen bringt Segen.
Und so weiter und so fort.
Nun wussten die Kinder wohl keinen Sinnspruch mehr.
Als letztes hatte ein Kind gesagt: Aller Anfang ist schwer. Aber hinten, wo die Konfirmanden und die großen Flötze saßen, da sagte Fritz „aber bloß nicht beim Steine sammeln“. „Was ist da los“ fragt Lehrer Möller. Da steht Fritz auf und sagt, ich sagte zu dem Spruch „Aller Anfang ist schwer“: „Aber bloß nicht beim Steine sammeln, das wird ja immer schwerer. Daraufhin Lehrer Möller: Deine Randbemerkung behalte man lieber für Dich, nenne lieber noch ein paar Sinnsprüche, davon weißt Du natürlich keine mehr, nicht wahr.
Fritz: „Doch noch eine ganze Menge.“ Und er steht auf und sagt: „Ein Laie kann mehr fragen, als 10 Waise beantworten können.“ Der Lehrer stutzt und sagt: „Soll das etwa auf mich gemünzt sein? Sag sofort einen anderen Sinnspruch.“ Fritz steht wieder auf und sagt: „Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.“ Der Schulmeister ist einfach platt und dann klingelt es zur Pause. Und Lehrer Möller sagt noch zu Fritz: „Wenn ich aus der Pause komme, stehst Du sofort auf und sagst einen anderen Sinnspruch.“
In der Pause trifft Lehrer Möller den Kantor Kardell und erzählt ihm von dem Vorfall. Dieser sagt: „Ich bin gespannt, mit welchem Spruch er jetzt kommt, ich gehe mal mit in die Klasse hinein.“ Die Pause ist zu Ende und beide Lehrer kommen in die Klasse und da springt Fritz auf und sagt: „Ein Unglück kommt selten allein.“ Lehrer Möller hat sich über diesen Spruch so aufgeregt, dass er auf Fritz zugeht und ihm links und rechts eine knallt und ihn auffordert, sofort einen anderen Spruch zu nennen. Fritz, obwohl er noch weint, sagt: „Gewalt geht vor Recht.“ Da fängt Kantor Kardell an zu grienen und geht auf den Lehrer zu und sagt, Herr Kollege, regen Sie sich bitte ab. Ich meine, Ihr beide solltet Euch mal die Hand geben und wieder vertragen.“ Das machen Lehrer Möller und Fritz dann auch. Und der Kantor sagt zu Fritz: „Na Fritz, weißt Du dazu auch noch einen Spruch?“ Und Fritz antwortet: „Pack schlägt sich, Pack verträgt sich.“