„Wenn ich wüsste, dass Morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, soll Martin Luther einst gesagt habe.
Und Martin Luther lebte bestimmt in unsicheren Zeiten, als wir heute. Wie auch immer – ein Trost bleibt uns: solange die Erde sich weiter dreht, wird die Welt nicht untergehen.
Zu mir sagte mal ein älterer Herr, als ich vor über 20 Jahren in einer verzweifelten Situation war: Uwe, verliere nie die Zuversicht. Das habe ich sehr ernst genommen und immer und immer wieder selbst zu mir gesagt:
Auch Morgen wird die Sonne wieder aufgehen – verliere nie die Zuversicht.
Nun ist das so eine Sache mit der Zuversicht. Wir verstehen ja, was gemeint ist, doch so recht umsetzen fällt immer schwer. Und weil das so ist, müssen wir auch das lernen.
In der Autobiographie aus der Feder Benjamin Franklins gibt dieser uns eine Möglichkeit, Zuversicht zu lernen:
So beschreibt er sein Leben: „Während ich alle Sorgfalt aufbot, um mich vor dem einen Fehler zu hüten, ward ich häufig von einem anderen überrascht; die Gewohnheit gewann die Übermacht über die Achtsamkeit, und die Neigung war zuweilen stärker als die Vernunft.“
Über die theoretische Überzeugung hinaus, so meinte Franklin, müssen wir Vertrauen auf eine „stetige gleichförmige Rechtschaffenheit des Wandels haben“.
Benjamin Franklin schuf sich eine Methode, um den Wandel stetig gleichförmig mit Rechtschaffenheit zu meistern. Er schrieb die Tugenden (insgesamt 13), die ihm zu der Zeit „als notwendig oder wünschenswert einfielen“, auf und fügte jeder Tugend eine Vorschrift bei. So nannte er die Tugend „Mäßigkeit“ und schrieb sich vor: „Iss nicht bis zum Stumpfsinn, trink nicht bis zur Berauschung.“ Eine andere Tugend nannte er „Aufrichtigkeit“ und schrieb sich dafür vor: „Bediene dich keiner schädlichen Täuschung; denke unschuldig und gerecht, und wenn du sprichst, so sprich darnach“. Als eine weitere Tugend wähle ich die „Entschlossenheit“ mit der Vorschrift: „Nimm dir vor durchzuführen, was du musst; vollführe unfehlbar, was du dir vornimmst“.
Benjamin Franklin richtete seine Aufmerksamkeit nicht auf alle Tugenden zugleich, sondern vermied die Zersplitterung seiner Aufmerksamkeit dadurch, dass er erst nach Aneignung der einen sich der nächsten Tugend zuwandte.
Er unterwarf sich also freiwillig einer Einübungs-Ethik.
Nun sollten wir uns nur noch fragen:
Welches kann unser erster Schritt sein?
Und dann beginnen, den ersten Schritt zu üben.
Ich wünsche Ihnen Zuversicht und Geduld
Ihr
Uwe Muchow
Ich danke Theo B. für die guten Gedanken, die er mir gab.